REALLABOR
SPACE SHARING

  • ÜBER UNS
  • KATEGORIEN
  • ANMELDEN
  • LOGIN
  • Kategorien
    • Allgemein
    • Calwer Kopf
    • Case Studies
    • Exkursionen
    • Forschungsergebnisse
    • Kunstakademie
    • Lehre und Forschung
    • LIVING 4.0
    • Lounges
    • Pop-Up
    • Reality Check
    • Recherche
    • Sprechtage
    • Workshops
    • Zukunftstrends
« SCHAULABOR & SHARED SPACE: PRETTY POROUS – ALLES PORÖS


WOHNEN MIT MORRIS



SCHALTBARES WOHNGEFÜGE AUS WEICHEN WÄNDEN

THE BAUKUNST DYNAMITES denken urbanen Wohnraum zum Thema Space Sharing weiter: Hinter einer weichen Wand aus opaken und transluzenten Vorhangschichten teilen sich Funktionen des Wohnens einen gemeinsamen zentralen Raum. Wohnen mit Morris setzt neue Maßstäbe in Fragen wie Wohnen auf kleinstem Raum zeitgemäß interpretiert und wie Mietwohnungsraum für dicht besiedelte Städte nachhaltig nutzbar gemacht werden kann. Die Zweizimmerwohnung in einem Geschosswohnungsbau aus den 1930er Jahren wird kernsaniert und in einen Monospace mit flexiblem Grundriss aus zu- bzw. wegschaltbaren Funktionen transformiert.

Die bestehende Kleinwohnung wird von einer langen Brandwand und einem tiefen in Nord-Südrichtung durchgebundenen Grundriss geprägt. Die 36m² große Nutzfläche wird voll ausgeschöpft. Die Funktionen des täglichen Lebens wie Arbeiten, Wohnen, Kochen, Essen, Duschen und Schlafen liegen entlang der Wände der prototypischen Wohnung auf etwa 10m² der Gesamtfläche. Durch das flexible Schaltgefüge können die Funktionen zu der 26m² großen funktionsleeren Fläche in der Raummitte zu- und weggeschaltet werden. Das Schaltgefüge ermöglicht so die Mehrfachbelegung von Funktionen auf kleinstem Raum. So können sich die BewohnerInnen an einem 28m² großen Arbeitszimmer, Wohnzimmer, Küche, Esszimmer, Bad oder Schlafzimmer erfreuen, ohne eine 168m² große Wohnung zu unterhalten.

Wohnen mit Morris schafft ein spürbares Gleichgewicht aus entspannter Großzügigkeit und gemütlicher Intimität. Hinter den weichen Wänden verborgen befinden sich in der Einraumwohnung die Wohnungseingangstür, drei Fenster und Objekte wie Garderobe, Bett, Kleiderschrank, Sanitärgegenstände, Küche, Ess- und Arbeitstisch und diverse offene Regale als Bestandteil des schaltbaren Wohngefüges. Raumhoch umlaufend an allen Wänden fungieren die weichen Wände so als Informationsfilter und bilden verschiedene Schichten von opak, transluzent bis transparent aus. Die äußerste opake Schicht, der Vorhangklassiker Willow Bough von William Morris aus dem Jahr 1895 (Morris & Co.), wirkt in vier unterschiedlichen Farbtönen mit seinem Ornament aus stilisierten Blattmotiven als raumauflösendes Element. Darauf folgt ein Store als transluzenter Farbfilter für die dahinterliegenden Möbel und Objekte, der gleichzeitig farblich in Verbindung zur vorherigen Vorhangschicht steht. Das Erscheinungsbild wird durch die täglichen Wohnabläufe geprägt und verändert sich stetig. So schafft es die neue Wohntypologie mit weicher Wand sich mit wenigen Handgriffen an unterschiedliche Bedürfnisse anzupassen. Das flexible Schaltgefüge legt Objekte und Möbel je nach Bedarf nacheinander, oder auch parallel frei und bietet eine individuelle Bespielung durch die BewohnerInnen.

In der Materialwahl spielen das Vorgefundene sowie Kontraste zwischen hart und weich, glänzend und matt, rau und glatt, alt und neu, sichtbar und unsichtbar eine zentrale Rolle. Die bestehenden Materialien des Bodens, wie das Buchenholz Fischgrätparkett und die quadratischen Terrazzofliesen, werden weitergeführt und verbinden alte mit neuen Oberflächen. Auch die verputzten Wände der Wohnung agieren nach diesem Prinzip. Sie bleiben unbehandelt, behalten ihren rohen Charakter und stehen im klaren Kontrast zu den puristischen Möbeln und den weichen Stoffen. Die hochglanzlackierte Decke nimmt in sich alles Umgebende auf und ist spürbar raumerweiternd. Die Tapetentüre als Wohnungseingangstüre verschwindet durch den Tapetenklassiker Bird & Pomegranate (Morris & Co., 1926) in der Tapetenwand und schließt die Einraumwohnung als Einheit ab.

Entsprachen im vergangenen Jahrhundert die meisten Typologien den modernen Paradigmen der Funktionstrennung, und darüber hinaus, dass Form der Funktion folgt, so wenden sich zeitgemäße Typologien den immer komplexer werdenden Anforderungen des 21. Jahrhunderts zu. Im Mittelpunkt stehen dabei Systeme aus temporären, flexiblen, rekonfigurierbaren und hybriden Raumgefügen. THE BAUKUNST DYNAMITES tragen zu diesem Paradigmenwechsel mit ihrem 2020 realisierten experimentellen Monospace Wohnen mit Morris bei, dessen weiche Wände mit seinen Schichtungen, Transparenzen und Überlagerungen immer wieder neu anpassbare Wohnszenarien erzeugen.

VerfasserIn: Sarah Behrens & Ina Westheiden // Architektur, Grafik und Text: THE BAUKUNST DYNAMITES www.thebaukunstdynamites.com/ / Fotograf: Philip Kottlorz www.philipkottlorz.com/

CHANGE THE WORLD PROJECT / DESSAU / 1995 »
  • KONTAKT
  • IMPRESSUM
  • DATENSCHUTZERKLÄRUNG
  • FACEBOOK
  • INSTAGRAM